Retrospektive Pole Lehmann im Tramdepot Burgernziel
vom 24. März – 29. April 2018
 

 

Als Zeichen der Anerkennung und Würdigung gedenken wir «Pole» (1924-2016) mit einer Retrospektive im Tramdepot Burgernziel Bern. Die Retrospektive soll einem breiten Publikum einen umfassenden Einblick in sein abwechslungsreiches Werk ermöglichen.

 

In jahrelangem, unermüdlichem, phantasievollem und kreativem Schaffen im eigenen Atelier, im Waldatelier oder in der Nationalbibliothek, entstanden in der Zeit zwischen 1945 bis 2016 rund 2500 Bilder und ca. 1500 Zeichnungen und Skizzen.

 

Der Maler und Bildermacher Pole begann seine Karriere ca. 1945, inspiriert von der Malschule Max von Mühlenen Bern, mit Werken, die dem «abstrakten, intensiven, schwerblütigen Expressionismus» (Zitat: Harald Szeemann) zuzuordnen sind. Es folgte die Wandlung vom Maler zum Bildermacher, basierend  auf der Kunstrichtung «Popart» Lehmannscher Prägung, «einer seltenen Mischung von unverbrauchter Sicht auf die Dinge, markigem Strich, einprägsamer Unmittelbarkeit und bewusster Bildattacke» (Zitat: Harald Szeemann). Im selben Stil entstanden die autobiografischen Bilder, die 'Popkornaden': «Bin in Popkorn, meinem Heimatort Hindelbank, aufgewachsen, in Popkorn zur Schule gegangen, habe in Popkorn meine ersten Bilder und Zeichnungen gemacht, kurz und gut: Popkorn ist mein Leben» (Zitat: Pole). Bei einem längeren Auslandaufenthalt in St. Paul de Fenouillet, Frankreich, Mitte der Neunziger-Jahre, entstanden u.a. grossformatige, bisher unveröffentlichte Ölbilder. Ab Zweitausend folgte der Zyklus der sogenannten «Waldatelier-Bilder», die er bei Wind und Wetter in Grächwil und im «Hältetli» bei Guggisberg malte. In den letzten Lebensjahren, bis kurz vor seinem Tod am 9. Oktober 2016, war er der «Abzeichner» des Weltgeschehens der dreissiger- und vierziger-Jahre, aus Illustrierten und Zeitschriften in der Nationalbibliothek Bern. 

 

Zitate:

«Lehmanns malerisches Vermögen hat die formale Beherrschung des Bildes zur Folge und führt zu bewusster Verwendung von Mitteln wie Deformation, den Bildgeschehen folgende Verschiebung von Grössenverhältnissen, Ornamentik und Detailhäufung (...) Die Qualität des neuen Schaffens von Paul Lehmann mag auf der malerischen Erfahrung aus dem langen Suchen basieren; die Faszination, die von ihm ausgeht, ist in der Übereinstimmung von Werk und Persönlichkeit begründet.» (Andre Kamber, Werk 4/1968)

 

«Dem Betrachter öffnen sich Szenen bunten Lebens, in denen die Bedeutung die Grössenordnung bestimmt, die Perspektive der Erinnerung folgt und Farbe identisch ist mit der Kunst des Fabulierens. Etwas Ursprüngliches geht von Poles Bilderzählungen aus, Naives und Breughelsches miteinander verschmelzend. Dabei ist den Werken eine seltene Klarheit eigen, lyrisch und episch zugleich.»

(Fred Zaugg, Der Bund 1979)

 

«Pole Lehmann wurde zum Bildermacher, der leicht lesbare, stimmungsbetonte und doch objektive «Imagerien» seiner eigenen – tatsächlichen oder phantastischen - Umwelt herstellte». Seine Werke stachen durch ihre Frische, ihre Anschaulichkeit, aber auch durch die formale Beherrschung der kleinteiligen und doch gross komponierten Malerei hervor. Poles Bilder haben keinen Anspruch auf ein einziges stabiles Weltbild, sondern die Anregung zum irrationalen Erleben des Alltäglichen.» (Peter F. Althaus, ehemaliger Direktor Kunstmuseum Luzern und Chefredakteur der Kunstnachrichten, 1966)

 

«Pole ist einer der grossen Bildererzähler unserer Zeit. Biblisches, Politisches, Alltägliches hat er in eine zeitgenössische Bildersprache eingebracht und damit der Gegenwart, der Moderne, zugänglich gemacht.» (Walter Däpp, Der Bund 2004)

 

«Auf dem Schüpberg bei Schüpfen, wo er fast vierzig Jahre als Gesamtschullehrer unterrichtete, war er vor allem auch väterlicher Kulturvermittler: Mit seinen Schüpberger Schülerinnen und Schülern malte er etwa für den Weg der Schweiz an der Expo 1964 die Geschichte Wilhelm Tells. Auf dem Schüpberg entstanden auch Theaterinszenierungen, mit denen die kleine Gesamtschule sogar in der «Komödie» in Basel oder im deutschen Flensburg gastierte.» (Ueli Gutknecht, Freiburger Nachrichten, 2005) Zum Zeitungsartikel

 

«Von Poles Bildsprache müsste dann die Rede sein, weil stets auch eine Legende in klösterlicher Schrift zu den Bildern gehört. Sprache war bei ihm überhaupt immer dabei. Am deutlichsten in den 'Popkornaden', den auf Holz gemalten Kindheitserinnerungen. (...) Auf der Rückseite stand stets die Legende, die klärende 'Geschichte'». (Fred Zaugg, Der Bund 2014)

 

«Ein Glück, dass das Ergebnis dieses Werkens erhalten ist und uns die Welt, in der wir leben, als Kunstwerke in verführerischer Schönheit und mit Witz sichtbar macht.»
(
Hans Christoph von Tavel, ehemaliger Direktor Kunstmuseum Bern, zum Tod von «Pole» im Oktober 2016)

 

Vernissage am 24. März 2018, Finissage am 29. April 2018

Tramdepot Burgernziel, Thunstrasse 104 – 106, 3006 Bern

 

Der Besuch der Ausstellung und der Führungen ist kostenlos.

 

Organisation: Projektgruppe Retrospektive Pole Lehmann:

Lukas Lehmann, Bern; Magdalena Roth-Lehmann, Spanien; Anna-Barbara Lehmann, Deutschland; Kathrin Sommer, Bern. Mit freundlicher Unterstützung von Margreta Lehmann-Siess.

 

In Zusammenarbeit mit:

Beat Schüpbach, Kunstvermittler Kunstmuseum Bern,

Hans Christoph von Tavel, ehemaliger Direktor Kunstmuseum Bern,

Ute Winselmann Adatte und Marianne Reich Arn, UWA & MRA, Magglingen.

 

Projektgruppe Retrospektive Pole Lehmann

 

c/o Lukas Lehmann, Wernerstrasse 9, 3006 Bern, Tel. 079 653 55 14, Mail: info@lueggu.ch